Ein neuer Zeidlerbaum im Aargau
Ein neuer Zeidlerbaum im Aargau
Ein neuer Zeidlerbaum im Aargau
14. Oktober 2020
Ein Zeidler ist ein Waldimker. Er schlägt in einen lebenden Baum eine Bienenbeute. Diese Bienen-Baumwohnung wird so kunstvoll gefertigt, dass der Baum keinen Schaden nimmt, und teilweise noch Jahrhunderte weiterlebt.
Hier sieht man den fertig hergerichteten Zeidlerbaum in Schneisingen. Die Zeidler-Höhle im Baum fällt kaum auf.
Um den Zeidlerbaum in Schneisingen zu erstellen, wurden speziell geschulte Fachleute herbeigebeten:
Andrzej Pazura, Zeidlermeister und Förster im Spala Waldgebiet bei Lodz in Polen
Jacek Adamczewski, Zeidlermeister und Ranger im Wigierski Nationalpark in Polen
André Wermelinger, Bienenhalter und Geschäftsführer von FREETHEBEES Schweiz
haben mich (Christa Willax) in die Zeidlerei und den Bau der Zeidlerhöhle eingewiesen.
Die Arbeiten am Baum dauerten drei Tage. Die Zeidler-Höhle wurde in einer Höhe von etwa drei Metern über Boden behutsam in die Föhre geschlagen. Bienen bevorzugen hoch im Baum gelegene Baumwohnungen. Die Höhe der geschlagenen Beute wird der Stärke des Baumes angepasst. Bei einem Zeidlerbaum mit grösserem Durchmesser bringt man die Bienenwohnung bis zu sechs Meter über Boden an.
Hier blicken wir in die zukünftige Bienenwohnung im Zeidlerbaum. Mit selbstgeschnitzen Holznägeln werden kleine, bereits von Bienen gebaute Wabenstücke in der Beutendecke befesttigt. Die Ausrichtung dieser Wabenstücke gibt den Bienen die Baurichtung vor, in der sie die Waben weiter ausbauen werden. Auf diese Weise kann künftig Einblick ins Bienennest genommen werden, um Kontrollen durchzuführen.
Die Zeidlerhöhle wird mit einem mindestens sechs Zentimeter dicken Holz verschlossen, welches aus zwei Teilen besteht. So kann man künftig die Höhle öffnen, ohne das Bienenvolk allzusehr zu stören zu müssen.
Um die Bienenwohnung vor dem Eindringen grösserer Räuber wie Specht oder Marder zu schützen, werden zusätzlich über das Verschlussholz dicht zusammengebundene Zweige mit Blättern angebracht und über die Nägel aus Eichenholz, die in die Baumrinde eingeschlagen wurden, verschnürt.
Für die Bienen bleibt eine schmale Öffnung, wo sie ein- und ausfliegen werden, und ihre eigene Verteidigungsfront mit den Wächterbienen einnehmen können.
Nun wartet der Zeidlerbaum auf den Frühling, wenn die Bienenvölker ihrem natürlichen Rhythmus folgend ausschwärmen werden, und vielleicht - so hoffen wir - den Zeidlerbaum besiedeln.
Ein besonderes Dankeschön geht an die Wald-Besitzerin Christine Widmer aus Schneisingen, die mit dieser grossherzigen Geste ihrer Liebe zur Biodiversität Ausdruck verleiht: der Zeidlerbaum durfte nämlich mit ihrem Einverständnis in ihrem Wald erstellt werden.
Anfangs Oktober 2020 wurde im Wald über Schneisingen ein Zeidlerbaum ins Leben gerufen: ein Pinus Sylvestris - eine Föhre. Soweit uns bekannt ist, ist dies die erste Föhre in der Schweiz, die zum Zeidlerbaum geschlagen wurde.